Pelikan 4001 azurblau

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Pensilea
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Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Pensilea »

Ich habe eine weitere Pelikan Tinte 4001 erhalten. Das Glas ist noch fast voll. Mich haben die ersten Bilder, die ich von der Tinte sah, sehr verwirrt, da ich diese Tinte nicht finden konnte, weder im Netz noch bei Pelikan collectibles. Der Karton deutete auf die 60er Jahre hin.
Es erklärt sich m.M. damit, dass es sich um eine Tinte aus Schweizer Produktion handelt, wie mir die Verpackung nun verraten hat.
Ich habe auch versucht, eine erste Schriftprobe anzufertigen. Als Vergleichstinte habe ich die Pelikan Topaz daneben gestellt. Sie ähneln sich wirklich sehr, sind aber bei Tagelicht betrachtet doch ein ganz wenig verschieden. Leider kann ich das nicht wirklich gut einfangen in den Fotos. Ich werde Heinrich (vanni) eine Probe zukommen lassen mit der Bitte für ein Tintenchromatogramm. Dann wird sich vielleicht zeigen, wo der Unterschied liegt.
Die Azurblau leuchtet wirklich himmelblau und lässt sich gut schreiben. Sie trocknet sehr schnell und blutet nicht durch. Ich habe den Test auf Tomoe river Papier in creme gemacht.
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Herzliche Grüße, Angelika

"Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt." (Der kleine Prinz)
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Liebe Angelika,

Glückwunsch zu diesem Fund!
Beim Thema Vergleichstinte hätte ich auch zuerst an die Edelstein Topaz gedacht. Ich stimme Dir zu, dass Deine Schreibproben zeigen, dass es wohl keine Dubletten sind. Oder anders ausgedrückt, die 4001 Azurblau ist wohl keine umgelabelte Topaz. Spannender wäre es ohnehin, wenn die Azurblau ein Unikat sein sollte.
Interessant ist auch die Information, dass die Tinte in der Schweiz hergestellt wurde.
Bei der Suche nach Vergleichstinten könnte man auch über die 4001 Türkis oder die 4001 Cyanblau nachdenken.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Pensilea hat geschrieben:
06.05.2024 19:08
Ich werde Heinrich (vanni) eine Probe zukommen lassen mit der Bitte für ein Tintenchromatogramm.
Liebe Angelika,
gerade ist die Probe angekommen, herzlichen Dank dafür.
Das Chromatogramm ist jetzt weniger spannend, die Tinte aber umso mehr.

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Hier habe ich mich für die elfenbeinfarbene Version des Tomoe River 52 entschieden, weiter unten zum Vergleich noch einige weiße Papiere.

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Eine sehr schöne Tinte, mit einem leuchtenden Türkisblau und einem angenehmen Shading. Aus meiner Referenzfeder für Tintentests mit einem mittleren Fluss auf dem Tomoe River. Die ausgeprägte Randschärfe zeigt, dass der Erhaltungszustand der Tinte auch nach dieser langen Zeit noch klasse ist.

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Die Azurblau ist nicht löschbar und auch nicht wasserfest. Und bestätigt das Ergebnis der Chromatographie, die nur einen türkisen wasserlöslichen Farbstoff ergibt.
Im Schriftbild kann ich jetzt keinen Sheeneffekt erkennen, auch aufgrund der nur durchschnittlichen Farbstoffkonzentration.
Aber bei dickerem Auftrag schon:

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Dann zum Verhalten der Azurblau auf anderen Papieren, einmal das Clairefontaine Velouté 90, auf dem die Tinte ebenfalls überzeugt, und dann ein namenloses Billigkopierpapier, das ich schon länger als Referenz für fülleruntaugliche Papiere einsetzte, und hier ein gerade sichtbares Ausfransen. Bessere Ergebnisse haben auf diesem Papier bisher nur EG Tinten erzielt.

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Soviel zunächst zu einem ersten Blick auf die Pelikan 4001 Azurblau, mit etwas mehr Zeit dann noch zu den weiteren Themen, einmal die Suche nach geeigneten Vergleichstinten, und dann die Frage, ob es eine Pelikantinte gibt, mit gleicher Rezeptur bzw. entsprechenden Eigenschaften, die zeitgleich in Deutschland hergestellt wurde.
LG
Heinrich
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Pensilea
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Pensilea »

Guten Abend,
meinen herzlichsten Dank an Heinrich für die Vorstellung dieser Tinte samt Chromatogramm.
Ich habe bisher auch nichts Weiteres herausbekommen zu dieser Tinte. Vielleicht können dazu ja die Experten noch etwas beitragen.
Die Farbe gefällt mir sehr gut im Schriftbild. Auch der Tintenfluss liegt mir sehr.

Am meisten freut es mich, dass mir eine seltene Tinte ins Netz gegangen ist. Und dass der Erhaltungszustand der Verpackung noch so toll ist. Sie ist weder zerdrückt noch mit Tinte beschmutzt. Macht sich jedenfalls in meiner Sammlung sehr gut.
Herzliche Grüße, Angelika

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Zollinger
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Zollinger »

Interessant. Diese Tinte kannte ich nicht.
Danke Euch für‘s zeigen und analysieren.
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Zollinger hat geschrieben:
11.05.2024 23:48
Interessant. Diese Tinte kannte ich nicht.
Danke Euch für‘s zeigen und analysieren.
Lieber Christof,
Du hattest vor einigen Jahren mit der Pelikan 4001 Brillant-Blau ebenfalls eine Tinte aus Schweizer Produktion vorgestellt. Darf man fragen, ob Du etwas über das Pelikan-Werk in Adliswil herausgefunden hast?
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Pensilea hat geschrieben:
06.05.2024 19:08
Als Vergleichstinte habe ich die Pelikan Topaz daneben gestellt. Sie ähneln sich wirklich sehr, sind aber bei Tagelicht betrachtet doch ein ganz wenig verschieden. Leider kann ich das nicht wirklich gut einfangen in den Fotos. Ich werde Heinrich (vanni) eine Probe zukommen lassen mit der Bitte für ein Tintenchromatogramm. Dann wird sich vielleicht zeigen, wo der Unterschied liegt.
Hier ein Chromatogramm der Pelikan Edelstein Topaz:

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IMG_2024-05-12-100621.jpeg (465.87 KiB) 439 mal betrachtet

Die Topaz enthält zwei Farbstoffe, einen blauen und einen türkisfarbenen. Im Gegensatz zur Azurblau, deren Chromatogramm nur einen Farbstoff zeigt, einen türkisfarbenen. Das wäre eine Begründung für die von Dir gezeigten Unterschiede.

Ob es jeweils der gleiche türkise Farbstoff ist, lässt sich anhand der Chromatogramme nicht nachweisen. Wobei die Eigenschaften (Farbton und Wasserlöslichkeit) schon dafürsprechen. Auf der anderen Seite liegt die Produktion der beiden Tinten ca. 50 Jahre auseinander, die Topaz ist erst 2010 herausgekommen.
LG
Heinrich
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Zollinger
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Zollinger »

vanni52 hat geschrieben:
12.05.2024 0:36

Lieber Christof,
Du hattest vor einigen Jahren mit der Pelikan 4001 Brillant-Blau ebenfalls eine Tinte aus Schweizer Produktion vorgestellt. Darf man fragen, ob Du etwas über das Pelikan-Werk in Adliswil herausgefunden hast?
Das einzige was ich dazu sagen kann ist, dass Pelikan eine Produktion in Adliswil bei Zürich betrieben hat, in welcher unter anderem Tinten für Füllfederhalter hergestellt wurden. Von einem "schweizer Sortiment" weiss ich leider nichts.
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mondindianer
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von mondindianer »

For what it is worth:
In einem anderen Zusammenhang bin ich kürzlich auf diese Schweizer Sammler-Seite gestoßen. Dort finden sich tatsächlich auch Hinweise auf Pelikan-Tinte aus der Schweiz und auf eine Pelikan-Niederlassung dortselbst (ganz am Ende der Seite).
Viele Grüße
Fritz
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Pensilea
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Pensilea »

mondindianer hat geschrieben:
12.05.2024 11:36
For what it is worth:
In einem anderen Zusammenhang bin ich kürzlich auf diese Schweizer Sammler-Seite gestoßen. Dort finden sich tatsächlich auch Hinweise auf Pelikan-Tinte aus der Schweiz und auf eine Pelikan-Niederlassung dortselbst (ganz am Ende der Seite).
Danke für den Hinweis. Diese Seite hatte ich auch bereits einmal kurz gesehen. Nun werde ich aber doch mal intensiver dort stöbern.
Herzliche Grüße, Angelika

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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Orlando1212 »

Danke für die Vorstellung dieser ansich unbekannten Tinte und die beiden links zu Schweizer Füllerfabrikaten UND Hinweis auf die Tintenfertigung von PELIKAN in der Schweiz. Ich habe wieder viel dazu gelernt!
"Die Ontogenese ist die verkürzte Rekapitulation der Phylogenese!" :P
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Was die Pelikantinten betrifft, die in der Schweiz produziert wurden, stellt sich die Frage, ob die Originalrezeptur übernommen wurde. Und dann gibt es Unterschiede bei der Benennung der Tinten. Bei der Pelikan 4001 Brillant-Blau wurde der deutsche Name übernommen, bei der hier thematisierten Pelikan 4001 Azurblau aus Schweizer Produktion findet sich keine gleichnamige Tinte aus deutscher Produktion.
Was noch zu klären ist, ist die Frage, ob der Azurblau eine deutsche Tinte entspricht, etwa die Pelikan 4001 Türkis.
Und dann auch die Frage, warum dann gerade bei dieser Tinte der Name geändert wurde. Vielleicht musste ein Inhaltsstoff ersetzt werden, aufgrund einer anderen Rechtslage, etwa beim Thema „Konservierungsmittel“?

Wie auch immer, lieben Dank an Angelika, dass sie diese azurblaue Mauritius mit uns teilt. :)
LG
Heinrich
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Zollinger
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von Zollinger »

mondindianer hat geschrieben:
12.05.2024 11:36
For what it is worth:
In einem anderen Zusammenhang bin ich kürzlich auf diese Schweizer Sammler-Seite gestoßen. Dort finden sich tatsächlich auch Hinweise auf Pelikan-Tinte aus der Schweiz und auf eine Pelikan-Niederlassung dortselbst (ganz am Ende der Seite).
Der Betreiber dieser Seite ist ebenfalls Mitglied hier. Sein Forums-Name lautet: ASKA-Swiss.
Daniel ist mit Sicherheit die am besten in Schweizer-Füllhaltergeschichte bewanderte Person die ich kenne.
Vielleicht liest er ja hier mit und kann mehr dazu sagen.
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

Sollte es einen Bezug der Azurblau zu einer Tinte aus deutscher Produktion geben, kommt wohl nur die Türkis infrage.
In den Katalogen auf pelikan-collectibles.de wird eine türkisfarbene Tinte erstmals 1973 gelistet (Tintenpatrone „happy ink“), als 4001 Patrone dann ab 1982. Von letzterer gibt es ein Chromatogramm im Faden „Alte 4001 Pelikantinten“, das ich mal hierhin kopiere:

IMG_7269.jpeg
IMG_7269.jpeg (656.61 KiB) 221 mal betrachtet

Entspricht dem Chromatogramm der Azurblau. Vielleicht ist damit eine der zahlreichen Fragen geklärt.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Pelikan 4001 azurblau

Beitrag von vanni52 »

vanni52 hat geschrieben:
12.05.2024 12:47
Und dann auch die Frage, warum dann gerade bei dieser Tinte der Name geändert wurde.
Ich muss zugeben, dass ich bei diesem Thema bisher davon ausgegangen bin, dass die Rezeptur einer Pelikantinte im Stammwerk, also in Hannover, entwickelt wird.
Warum sollte es bei der Azurblau nicht genau anders herum gelaufen sein, zumal die zeitliche Abfolge dies ohnehin nahelegt: Produktion der Pelikan 4001 Azurblau in den 60iger Jahren in Adliswil (Schweiz), und sehr viel später taucht die Tinte, jetzt als 4001 Türkis, in Deutschland auf ?
LG
Heinrich
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